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Was braucht es für aussagekräftige biomedizinische Forschung?

Damit biomedizinische Experimente aussagekräftige Ergebnisse liefern, braucht es eine sorgsame Planung, Durchführung und Analyse von Experimenten. Forschende müssen dazu unter anderem biologisches, veterinär- und humanmedizinisches, pharmakologisches sowie statistisches Wissen mitbringen.

Doch auch Studien, die optimal geplant, durchgeführt und analysiert wurden, können Ergebnisse liefern, die sich nicht reproduzieren lassen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich nicht auf einzelne Studien zu verlassen, sondern die vorhandenen wissenschaftlichen Informationen systematisch auszuwerten.

Die Experimente in der biomedizinischen Forschung sind oftmals komplex und müssen daher sorgsam geplant, durchgeführt und analysiert werden, um korrekte sowie reproduzierbare Resultate zu liefern. Dazu braucht es unter anderem Wissen aus den Bereichen der Biologie, der Veterinär- und Humanmedizin, der Pharmakologie und der Statistik. Fehlt es an der entsprechenden methodischen Expertise der Forschenden oder werden Versuche aus anderen Gründen zu wenig sorgfältig geplant, durchgeführt oder analysiert, können aus experimentellen Ergebnissen mitunter falsche Schlüsse gezogen werden. Dabei können auch vermeintliche Details einen Einfluss haben: So ist von Medikamententests beispielsweise bekannt, dass das Ergebnis verfälscht werden kann, wenn Forschende oder Patienten wissen, welches Medikament sie erhalten oder wenn die Zuteilung in die experimentellen Gruppen nicht zufällig erfolgt. Auch die Ergebnisse von Versuchen mit Tieren oder mit tierversuchsfreien Methoden können verzerrt werden, zum Beispiel wenn eine Therapie ohne entsprechende Kontrolle untersucht wird oder wenn die einzelnen experimentellen Gruppen nicht zufällig erstellt werden. Ebenso kann es vorkommen, dass zu wenige Tiere oder menschliche Probanden zum Einsatz kommen und so Wirkungen oder auch Nebenwirkungen übersehen werden.

Solche Verzerrungen entstehen durch das Handeln der Person, die den Versuch durchführt und nicht durch das gewählte Forschungsmodell - seien es tierversuchsfreie Methoden, Tierversuche oder Versuche am Menschen. Dem kann mit einer sorgsamen Planung, Durchführung und Auswertung von Versuchen entgegengewirkt werden. Aus diesem Grund wurde beispielsweise das «Swiss Reproducibility Network» [1] gegründet, um die methodische Qualität der wissenschaftlichen Forschung in der Schweiz systematisch zu evaluieren und zu verbessern. Im Bereich der Tierversuche fördern sowohl das 3R-Kompetenzzentrum [2] wie auch das jüngst lancierte Nationale Forschungsprogramm (NFP) 79 «Advancing 3R – Tiere, Forschung und Gesellschaft» [3] die Verbesserung von Versuchsdesigns bei der Forschung mit Tieren («3R» steht für «Replace», «Reduce», «Refine»). Ebenso gibt es verschiedene wissenschaftliche Richtlinien für das Planen, Durchführen und Veröffentlichen von Versuchen, um Verzerrungen vorzubeugen. Beispiele dafür aus dem Tierversuchsbereich sind die ARRIVE- [4] und PREPARE-Richtlinien [5].

Auch Experimente, die nach hohen methodischen Standards durchgeführt werden, können Ergebnisse liefern, die sich nicht reproduzieren lassen. Deshalb ist es wichtig, biomedizinische Versuche zu wiederholen und bei der Interpretation einzelner Studien Vorsicht walten zu lassen. Die vorhandene Evidenz sollte mit sogenannten «systematischen Reviews» oder «Meta-Analysen» beurteilt werden. Dabei werden alle veröffentlichten Studien zu einer bestimmten Forschungsfrage systematisch gesammelt und ausgewertet, um die Resultate aus verschiedenen Experimenten mit verschiedenen Ansätzen (tierversuchsfreie Methoden, Tierversuche, klinische Forschung am Menschen) zusammenzuführen.

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Das ist ein Beitrag des Themendossiers «Tierversuche in der Schweiz».

Hier geht es zur Dossierübersicht.

Referenzen

[1]

Swiss Reproducibility Network, https://www.swissrn.org/

[2]

Swiss 3R Competence Center, https://www.swiss3rcc.org/en/

[3]

Der Bundesrat (2021.02.03), Dokumentation, Medienmitteilungen, Nationales Forschungsprogramm zu den Themen, Tiere, Forschung und Gesellschaft lanciert, https://www.admin.ch/gov/de/st...

[4]

Percie du Sert, N., Hurst, V., Ahluwalia, A., Alam, S., Avey, M. T., Baker, M., ... & Würbel, H. (2020). The ARRIVE guidelines 2.0: Updated guidelines for reporting animal research. Journal of Cerebral Blood Flow & Metabolism, 40(9), 1769-1777.

[5]

Smith, A. J., Clutton, R. E., Lilley, E., Hansen, K. E. A., & Brattelid, T. (2018). PREPARE: guidelines for planning animal research and testing. Laboratory animals, 52(2), 135-141.

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Autor*innen

Autor*in

Team Entwicklung & Qualität und Dossierverantwortlicher "Verantwortungsvolle Tierversuche"

Jonas Füglistaler schloss seinen Master in Biotechnologie an der ETH Zürich ab. Seither arbeitet er im pharmazeutischen R&D Bereich und studiert berufsbegleitend Biostatistik an der UZH. Sein besonderes Interesse gilt neuen Erkenntnissen aus verschiedenen wissenschaftlichen Diziplinen, die zum Fortschritt der Medizin beitragen.

Autor*in

Präsidium, Fundraising

Servan Grüninger ist Mitgründer und Präsident von Reatch. Er hat sein Studium mit Politikwissenschaften und Recht begonnen und mit Biostatistik und Computational Science abgeschlossen. Zurzeit doktoriert er am Institut für Mathematik der Universität Zürich in Biostatistik. Weitere Informationen: www.servangrueninger.ch.

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