Ausgangslage
Viele verlangen, dass sich Wissenschaftler*innen mehr einmischen. In einer Zeit, in der Anti-Intellektualismus und selektive Faktenfeindlichkeit an der politischen Tagesordnung sind, scheinen wissenschaftliches Denken, Faktentreue und Differenziertheit gefragter denn je.
Wissenschaftler*innen leben aber nicht in einem politischen Vakuum, sondern sind Teil unserer Gesellschaft. Als soziale Wesen haben sie neben ihren wissenschaftlichen Ansichten auch weltanschauliche Überzeugungen, die sich in persönlichen Kontakten, Mitgliedschaften und anderen Formen von Interessenbindungen zeigen.
Deshalb sollten wir uns als Wissenschaftler*innen darum bemühen, Transparenz zu schaffen. Denn ein immer wieder geäusserter Vorwurf lautet, dass wissenschaftliche Forschung nicht dem Gemeinwohl, sondern politischen, wirtschaftlichen oder anderen gesellschaftlichen Partikularinteressen dient.
Dieser Vorwurf ist hinterhältig, denn er verlagert die Beweislast vom Ankläger hin zum Angeklagten. Nicht mehr die Kritiker*innen der Wissenschaften müssen deren Schuld beweisen, sondern die Wissenschaften ihre Unschuld.
Er ist aber auch nicht vollkommen falsch, denn es gibt genügend Beispiele, in denen wissenschaftliche Expertise sich in den Dienst einseitiger wirtschaftlicher, zivilgesellschaftlicher oder politischer Interessen gestellt hat. Wer sich in der Öffentlichkeit für die Wissenschaften einsetzt, muss hier aktiv dagegenhalten.
Wer Vertrauen begehrt, muss vertrauenswürdig sein.
Die Wissenschaften gedeihen nur in einer Gesellschaft, die Wissenschaft wertschätzt und ihr die nötigen finanziellen und institutionellen Ressourcen zur Verfügung stellt. Vertrauen ist für die Wissenschaften also überlebenswichtig.
Die Ideenschmiede Reatch hat es sich zur Mission gemacht, eine vertrauenswürdige Stimme im Wissenschaftsdschungel zu sein. Doch wer Vertrauen begehrt, muss sich aufrichtig zeigen. Aus diesem Grund legt Reatch alles offen. Alle Gelder. Alle Interessen. Alle Werte.
Einige werden meinen, dass so viel Offenheit verletzlich mache. Wir sind jedoch überzeugt: Sie dient zu unserem Schutz, denn sie zeigt, dass Reatch nicht einseitig eine politische Position vertritt, sondern selbstkritische Wissenschaftlichkeit vor blosse Interessenpolitik stellt. Denn unsere Diversität ist unsere Stärke. Das gilt auch für die Wissenschaften als Ganzes.
Wir gehen deshalb noch einen Schritt weiter und fordern auch von unseren Kolleginnen und Kollegen: Wer im Namen der Wissenschaften an öffentlichen Debatten teilnimmt und sich in den politischen Meinungsbildungsprozess einmischt, muss die Hosen runterlassen. Ob eine Mitgliedschaft bei Greenpeace oder eine Beratungstätigkeit bei Syngenta. Ob eine Anstellung bei der Unia oder eine Beschäftigung bei der Lungenliga. Alle möglichen Interessenbindungen gehören transparent und proaktiv deklariert und kommuniziert. Denn Transparenz schafft Vertrauen.
Zusammenfassung der Massnahmen
Der Verein legt sämtliche bisherigen und zukünftigen Geldgeber und Partner transparent auf der Webseite offen. Die detaillierten Kriterien können unter Interessenbindungen - Erläuterungen eingesehen werden.
Die Mitglieder des Kernvorstandes legen intern und extern auf der Website ihre Interessen offen, um das Vertrauen in unseren Verein zu stärken und zu zeigen wie vielfältig Reatch ist.
Sie finden die Beschreibungen bei den einzelnen Mitgliedern im Vorstand und Erweiterter Vorstand.